Der Dezember war ein Monat, in dem ich viel zu Ende bringen
bzw. vorbereiten und erreichen wollte. Und nun am Ende des Monats scheint es,
dass alles was ich mir vorgenommen hatte, wirklich geschafft ist. Das ist ein
bisschen unglaublich für mich, macht mich aber sehr froh. Zunächst fuhr ich mit
Ana die letzten November- bzw. die ersten Dezember-Tage in die Salar de Uyuni,
die Salzwüste. Wir machten eine 3-Tages-Tour und sahen viele verschiedene
Landschaften. Generell war die Reise ziemlich turistisch, aber für mich war sie
besonders, da sie meine letzte Zeit mit Ana in Bolivien war und wir viel Spaß
gemeinsam hatten. Ich hatte die Reise eigentlich angedacht, um mich zu erholen
und einen entspannten Monat einzuleiten, aber am Ende sollte dieser Monat dann
auch noch voll werden. Hier nun ein paar Fotos...
 |
Die Lagunen: Das Weiß in den verschiedenen Lagunen, an denen
wir waren, waren unterschiedliche Mineralien. In der ersten Lagune handelt es
sich um Kollpa, ein Stoff, der laut unseres Guides auf dem Land wie Seife
genutzt werden soll. Das Mineral in der Laguna Colorada war zwar ebenfalls weiß
nannte sich allerdings Borax. Und manchmal sah man auf den Höhenmetern zwischen
4000 und 5000 auch einfach Schnee.
|
 |
Die Laguna Colorada war mein Lieblingsplatz. Es war einer
der wenigen Orte, an denen wir Zeit hatten, die Atmosphäre und Natur zu
genießen, anstatt einfach nur schnell Fotos zu machen. Die Farben, die
Gesteine, Pflanzen und Flamingos waren beeindruckend. Solche Erlebnisse sind
für mich der Grund Nachhaltigkeit studieren zu wollen. Erst wenn man die
Schönheit unseres Planeten sieht, lernt man ihn wertzuschätzen.
|
 |
Incahuasi. Haus der Inca. eine Insel mit Kakteen mitten in der Salzwüste. |

 |
Auf dieser Reise beeindruckte mich wie schnell sich innerhalb einer Zone die Bodenvegetation änderte... |
 |
Hier waren wir schon aus der Salzwüste heraus in der Sandwüste. Die Berge tragen den Namen 7-farbige durch ihre vielfältigen Schattierungen. |
 |
Unendlich viele Flamingos |
 |
Geysire: Wasser, Qualm und verfaulter Geruch strömen heraus. |
 |
Baden in den Thermalquellen als Abschluss am letzten Tag um 6h morgens. Draußen war es verdammt kalt, aber das Wasser entlohnte das Bikinianziehen. |
 |
Die letzte Lagune vor der Grenze zu Chile. Dort verabschiedete ich mich von Ana und weiteren Mitreisenden, die alle weiter nach Chile reisten. Für mich ging es von der Grenze dann zurück nach Uyuni- aber durch wiederum andere Landschaften!

|
Anstatt Schafen findet man hier in Bolivien Lamas! |
|
 |
Kurz
zuvor hatte ich ein Weihnachtspaket mit Lama-Schlüsselanhänern und
weiteren kleinen Sachen an meine Familie geschickt. Nun kann ich
tatsächlich sagen: ich habe sie wirklich gesehen.:) |
Die zweite große Attraktion war für meine deutsche
Gastschwester Jaqui und mich das Festival in Gedenken an Húascar und Gustavo
Aparicio. Jaqui und ich tanzten im September bereits bei einem Volksfest für
das Ballet mit demselben Namen der Folklore-Sänger. Wir verstanden uns sehr gut
mit der Familie und wurden schließlich gefragt auf dem Festival erneut Chacarera
und Cueca zu tanzen. Das war eine große Ehre als auch viel Freude und Spaß.
:)
 |
Jaqui und ich hinter der Bühne mit zwei Freundinnen...warten auf unseren Auftritt. |
In der Woche nach dem Festival gab es dann gleich zwei
weitere große Ereignisse für mich persönlich: die Augen- OP von Sofía und ein
selbergeplantes Weihnachtsfest von uns Freiwilligen des BKHW in Sucre.
Sofía: kurz nachdem ich in Bolivien ankam, erklärten mir die
vier damaligen spanischen Freiwilligen den Fall. Das brachte mich zum
Nachdenken. Sofía hätte wie in meinem Blog vorher schon beschrieben ihr
Augenlicht verloren, wenn wir sie bis nächsten Winter, sprich August 2016 nicht
operiert hätten. Die Fundación Amazonia interessierte dies jedoch wenig, für
ihre OP sei kein Geld vorhanden. Was für ein Zufall, dass ich als Freiwillige genau
während der gegebenen Zeitspanne im Misk’y Wasi arbeiten sollte.
Es ist ein
großer Konflikt sich als Freiwillige für einen solchen Fall verantwortlich zu
machen und um Spenden zu bitten. Darüber hinaus ist sehr schwierig als
Ausländerin hier das Gesundheitssystem für einen so speziellen Fall wie den von
Sofía zu verstehen.
Ich beschreibe beispielsweise die Vorbereitung auf die OP:
Am Montag musste ich Sofía um 17h bei ihr zu Hause abholen. Ich hatte ihr als
auch ihrer Mutter am Freitag Bescheid gegeben, konnte sie aber nicht erinnern,
da sie kein Telefon besitzen. Nun ging klopfte ich um 17h an die Tür ihres
Wohnsitzes, denn sie besitzen auch keine Klingel. Ich rief nach Sofía und ihrer
Mutter, aber niemand war da. Mir wurde mulmig zumute. Die Tür ihres Hauses ist
stets offen, sodass jeder Mensch eintreten könnte. Es gibt kein Schloss und
außerdem ist sie unten eingeschlagen. Ich entschied mich in das Haus
hineinzugehen, um Bescheid zu geben. Es war ein wirklich komisches Gefühl
einfach einzutreten und nicht hineingelassen zu werden. Ich rief und rief, aber
niemand war zu Hause. Ich ging wieder auf die Straße und fragte einige
Jugendliche, die mir die simple Auskunft gaben Sofía als auch ihre Mutter seien
weggegangen. Es erschien mir durchaus ironisch, dass nach all dem Aufwand, nach
den vielen Arztbesuchen, Kontrollen und Anträgen die Kleine nun nicht da war.
Und das Schlimmste war, dass wenn sie verreist gewesen wären ich kein
Kommunikationsmittel zur Aufspürung gehabt hätte. Nach zwanzig Minuten Warten,
genau in dem Moment als ich nicht mehr weiter wusste, kam Sofía vom Spielen
zurück. Ich sagte ihr was sie packen sollte und glücklicherweise traf auch dann
ihre Mutter ein. Wir kamen eine Stunde zu spät im Kinderkrankenhaus an und ich
betete die halbstündige Fahrt man würde Sofía trotzdem internieren. Als ich das
Krankenhaus verließ fiel sehr viel Druck von mir ab, denn ab dem Punkt lag die Verantwortung
in den Händen der Ärzte.
Nach
vielen Gewissenskonflikten und vielen weiteren Hürden wie Bürokratie oder
Unkenntnis wurde Sofía schließlich morgens am 15. Dezember operiert. Die OP
verlief soweit gut. Die Stunden nach der OP verliefen etwas turbulent: Sofía sollte im Krankenhaus Santa Barbara bleiben, wo sie morgens operiert wurde. Durch ein Missverständnis wurde sie aber wieder in das Kinderkrankenhaus gefahren. Als der Chirurg aus dem Krankenhaus Santa Barbara sehen wollte, war sie bereits im Kinderkrankenhaus. Somit rief er mich an und ordnete an ich solle dafür sorgen, dass Sofía zu ihm gebracht würde. Das Kinderkrankenhaus ist eine halbe Stunde entfernt und ich hatte keine Papiere mit der Anordnung des Arztes. Die Zeit rannte, da der Arzt meinte er müsse Sofía schnellstens Augentropfen verabreichen. Ich versuchte also die Nummer der Kinderkrankenhauses herauszubekommen. Google konnte mir die aber leider nicht nennen. Glücklicherweise fragte ich meine Gastmutter welche mir riet im Telefonbuch zu suchen. Ich rief also im Kinderkrankenhaus an, sprach mit dem Direktor und bat ihn Sofía in der Ambulanz wieder in das Krankenhaus Santa Barbara zu fahren. Ich glaubte kaum, dass man auf mich ohne Nachweise oder Auftrag des Doktors hören würde. Schließlich könnte ansonsten jegliche Person im Krankenhaus anrufen und die Verlegung eine Patienten fordern. Entgegen meiner Zweifel erhielt ich jedoch vom Direktor des Kinderkrankenhauses die Antwort, dass er sich sofort darum kümmerte eine Ambulanz fertig machen zu lassen, um Sofía nach unten ins Zentrum zu bringen.
 |
Als
ich daraufhin nach einer Stunde in das Krankenhaus Santa Barbara ging,
um nachzuschauen, ob Sofía nun gebracht wurde und wie es ihr ging, war
sie tatsächlich vor Ort. |
 |
Sie war bereits bereits gut drauf und wollte
essen,
Fernsehen schauen und lesen. |
 |
Ihr Sofía-Naturell was sie so liebenswert
macht. |
Was nun noch fehlt ist der Laser, der
voraussichtlich im Januar gemacht werden wird, sowie die monatliche Stimulation
des Auges im kommenden Jahr. Für mich waren all‘ die Eindrücke mit Sofía
aufregend, prägend und berührend zugleich. Natürlich werde ich weiterhin von
ihrem Befinden berichten.
Feria
navideña: Eines Abends sprachen Jaqui und ich mal wieder über
Gott und die Welt...Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit, die Vorgänge auf der
Arbeit wie oder was machen etc. Vor allem beschäftigten uns die
Interkulturalität und das Begeistern von Menschen. Wir würden so gerne das
weltwärts-Programm vom Süden in den Norden publik machen und gleichzeitig den
Bolivianern zeigen, was wir aus Deutschland hier in Bolivien als Freiwillige
machen. Es war mehr sinnieren als planen, aber wir schrieben zugleich ein paar
Ideen auf. Daraus entwickelte sich dann bei einer monatlichen Versammlung der
Freiwilligen das Event „Weihnachtsfeier“. Dafür war viel vorzubereiten, zu
planen, zu erfragen und zu werben. Wir verteilten Einladungen auf dem
Tanzfestival, sprachen im Radio und luden über zwei verschiedene
Fernseh-Interviews auf die Feria ein. Es war ziemlich unglaublich wie einfach
wir hier an die Medien kamen. Jeden Donnerstagmorgen versammelt sich hier in
Sucre die Presse auf der Plaza. Man kann einfach dorthin gehen und die
Tv-/Radio-Sender, um ein Interview bitten. So kann jeder Bürger, jegliche Ideen
an die breite Masse bringen. Eine beeindruckende Möglichkeit der
Bürgerbeteiligung.
Neben der Publicity war aber natürlich auch viel vorzubereiten, wir boten Schupfnudeln, Kartoffelsalat, Frikadellen, Brezeln, Plätzchen und Glühwein an. Wir kauften große Mengen auf dem Bauernmarkt ein, kochten in Schichten und bauten alles auf...ziemlich viel Arbeit, aber gemeinsam haben wir es geschafft, worüber ich wirklich froh bin. Man konnte einander kennelernen, über Planung und Vorbereitung eines solchen Fests Erfahrung gewinnen und noch dazu im Ausland lernen Deutsch zu kochen!
 |
Jaqui und ich völlig überrascht und begeistert wie einfach der Weg an die Medien hier in Sucre ist! |
 |
Schupfnudeln...eine Nachtschicht. Nun sind wir Meister im Teig machen und rollen! |
 |
Mit Rafael auf dem Bauernmarkt. Wir kauften die Kartoffeln für den Salat und die Nudelmasse. Das Schälen war ein ziemlicher Aufwand, smit entschieden wir uns die nette Verkäuferin zu fragen uns zu helfen. Es war unglaublich wie schnell sie mit lediglich einem Messer die Kartoffeln schälte. Während Rafael und ich beide gemeinsam zwei Kartoffeln geschält hatten, war die Verkäuferin bereits bei der fünften Kartoffel! Wir unterhielten uns nett und so wurde die Schäl-Aktion ein wirklich lustiger Kultur-Austausch! Am Ende wollte die nette Dame nicht einmal Geld für das Kartoffelnschälen haben, aber wir bestanden darauf sie zu bezahlen. |
 |
Brezeln... nach einigen Anläufen können sie sich sehen und schmecken lassen.:) |
 |
In der Weihnachtsbäckerei... Plätzchenbacken! |
Die letzte große Sache für diesen Monat war das Renovieren
und Ordnung schaffen im Misk’y Wasi. Gemeinsam mit meiner Chefin Vanesa
entschieden wir uns unsere eigentlichen „Ferien“ zu nutzen, um das neue Jahr
vorzubereiten und somit nächstes Jahr weniger Stress und mehr Ordnung zu haben.
Vieles fehlt im Misk’y Wasi, aber besonders ist es ein System. Ein System, dass
in allen persönlichen und erzieherischen Aspekten greift. Wir schrieben also Konzepte, machten Poster
und Listen, sortierten Kleidungs-Spenden, Akten, Bücher, Hefte…alles was in
einem Kinderheim so anfällt. Darunter fiel auch mal wieder von Ungeziefer
säubern. Von Ihren/ Euren Spenden wurden notwendige Utensilien und Inventar
gekauft. Vielen Dank also dafür! Ausführlic0 davonh werde ich Ende Januar
berichten. Nun wünsche ich allen erst einmal schöne Feiertage!
Ganz liebe Grüße,
Matthia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen